PRINZIPIEN DER LEHRPLANARBEIT

I. VORBEMERKUNGEN

Im Zuge der Lehrplannovellierungen im BMHS-Bereich werden auch alle Lehrpläne im humanberuflichen Schulwesen grundlegend erneuert. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Kernkompetenzen sowie transversaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler, die ihnen helfen, ihre Zukunft zu gestalten.

Die Lehrplanarbeit ist ein komplexer Prozess und involviert die Etablierung von Steuerungsgruppen und Expertenbeiräten sowie von Lehrplanarbeitsgruppen. Die Aufgabe der Steuerungsgruppe ist es, die grundsätzliche Ausrichtung und den Rahmen des Lehrplans zu erarbeiten (allgemeines Bildungsziel, Stundentafel, didaktische Grundsätze, Schulautonomie, Prüfungsordnung). Die Lehrplanarbeitsgruppen formulieren die Kompetenzen in den einzelnen Unterrichtsgegenständen für jede Schulform der Schulart. Zusätzlich werden (pädagogische) Rückmeldeschleifen eingezogen. Nach der Einarbeitung der Rückmeldungen werden die finalen Lehrplanentwürfe sowie die Prüfungsordnungen für die Legistik und das Begutachtungsverfahren vorbereitet. Im Rahmen des Begutachtungsverfahrens gibt es innerhalb einer festgelegten Frist die Möglichkeit zur Stellungnahme durch diverse Stakeholder und Interessensvertretungen.

Fokus in der Berufsbildung
Besondere Berücksichtigung als Querschnittsmaterie finden Kompetenzen zur Nachhaltigkeit (Green Skills) und Digitalisierung sowie Künstliche Intelligenz. Erstmals wird CLIL (Content and Language Integrated Learning) in allen BHS-Lehrplänen verpflichtend (HL und AUL) verankert werden. Neu sind auch sogenannte Sockelgegenstände, die für die Berufsbildung einen gemeinsamen Kern festlegen, etwa in den Gegenständen der zentralen Reifeprüfung (Deutsch, Englisch, Lebende Fremdsprache, Mathematik) und der Allgemeinbildung (zB. Politische Bildung, Geschichte, Naturwissenschaften, Recht).

Erste Schritte
Begonnen wurde im Oktober 2023 mit der Lehrplanarbeit für den Tourismus. Es ist geplant, dass die Lehrpläne für Tourismus im Paket (HF, HLT, ALT, KT) im Schuljahr 2026/27 in Kraft treten.

Im Frühjahr 2025 beginnt die Arbeit an den Lehrplänen der Wirtschaftlichen Berufe inklusive Fachrichtungen, in weiterer Folge werden die Lehrpläne der Mode, Kunst und Gestaltung, sowie Produktmanagement und Präsentation, Hairstyling, Visagistik und Maskenbildnerei, Umwelt und Wirtschaft bzw. Wasser- und Kommunalwirtschaft überarbeitet. Ebenso erneuert werden die Lehrpläne der sozialberuflichen Schulen.

Im Folgenden stellen wir die Erklärungen zum allgemeinen Bildungsziel, dem Kompetenzmodell und den allgemeinen didaktischen Grundsätzen vor, welche die Basis der Lehrplanarbeit für alle humanberufliche Schulen bilden.

II. ALLGEMEINES BILDUNGSZIEL

ZielderAusbildung


Abb. 1: Zielbild der Ausbildung
Quelle: https://esco.ec.europa.eu/de/about-esco, Zugriff am 23.12.24

Die grafische Darstellung des Zielbildes basiert auf der mehrsprachigen europäischen Klassifikation für Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe (European Skills, Competences, Qualifications and Occupations, ESCO). ESCO ist Teil der Strategie Europa 2020 und kategorisiert die Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe, die für den Arbeitsmarkt und die allgemeine und berufliche Bildung in der EU relevant sind. Es zeigt systematisch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Konzepten.

Generelle Ziele

  • Beschäftigungsfähigkeit (Employability)
  • Studierfähigkeit und Lebenslanges Lernen (LLL)
  • Mündigkeit: Fähigkeit und Wille zur kritischen Reflexion der eigenen Handlungen und der gesellschaftlichen Entwicklungen sowie zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (Active Citizenship)
  • Lebensgestaltungsfähigkeit: Fähigkeit und Antrieb zur Gestaltung eines selbstbestimmten, möglichkeitsoffenen Lebens inklusive privater Existenzbewältigung

Spezifische Ziele

  • Entrepreneurship: Haltung und Einstellung zum unternehmerischen Denken und Handeln, insbesondere im Hinblick auf u.a. selbstständiges Problemlösen, Selbstorganisation, System- und Prozessdenken, Risikobewusstsein sowie Finanzkompetenzen
  • Nachhaltigkeit: ganzheitliches und mehrperspektivisches Denken insbesondere unter Einbeziehung der SDGs (Sustainable Development Goals) der Agenda 2030 sowie Kreislaufdenken
  • Digitale Applikation und Künstliche Intelligenz: Fähigkeit, mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt zu halten, sowie die Fähigkeit zum verantwortungsbewussten und eigenverantwortlichen Umgang mit zukunftsorientierten Technologien, mit Künstlicher Intelligenz, digital vernetzten Medien sowie Daten- und Informationssystemen
  • Future Skills: Diese befähigen Absolventinnen und Absolventen dazu, in Zukunft handlungsfähig zu bleiben, indem sie sich kontinuierlich neues Wissen erwerben, dieses reflektieren und im Austausch mit anderen sind. Hier sind insbesondere Kreativität, Kritisches Denken, Kommunikation, Kooperation und Kollaboration (4 Ks), Meta-Lernen (Selbstwirksamkeit und die Entwicklung eines dynamischen Selbstbildes im Sinne eines Growth Mindsets) sowie Resilienz hervorzuheben.

III. KOMPETENZMODELL
 Kompetenzmodell.jpg

Abb. 2: Kompetenzmodell - Zusammenhänge

Die grafische Darstellung des Kompetenzmodells basiert auf der mehrsprachigen europäischen Klassifikation für Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe (European Skills, Competences, Qualifications and Occupations, ESCO, siehe oben).

Damit Schülerinnen und Schüler das Zielbild erreichen, stehen in jedem Unterrichtsgegenstand zwei bis vier Kernkompetenzen und ausgewählte transversale Kompetenzen im Vordergrund. Diese konkretisieren das Zielbild für den jeweiligen Unterrichtsgegenstand. Diese Kern- und transversalen Kompetenzen werden im Unterricht mittels kleinteiligeren Orientierungs- und Handlungskompetenzen aufgebaut.

Kernkompetenzen
 Durch die ausgewogene Entwicklung von Kernkompetenzen in den Clustern (Bsp. Tourismus)

  • Allgemeinbildung und Sprache
  • Tourismus und Wirtschaft,
  • Gastronomie und Hotellerie sowie
  • Fachpraxis und Praktika

sollen die Absolventinnen und Absolventen zu kritischem und kreativem Denken sowie verantwortungsvollem Handeln befähigt werden.

Transversale Kompetenzen
Kompetenzen sind transversal, wenn Schülerinnen und Schüler vorhandenes Wissen und Können für die Problemlösung in neuartigen Situationen einsetzen und die Wirksamkeit des Einsatzes der eigenen Fähigkeiten erfahren. Die Absolventinnen und Absolventen verfügen über folgende transversale Kompetenzen:

  • Selbstkompetenz (analytisches, kritisches Denken, Selbstreflexion, Eigeninitiative, Innovationskraft und Kreativität)
  • Sozialkompetenz (Kooperation, Kommunikation und Kollaboration)
  • Methodenkompetenz (selbständiges Problemlösen, Prozess- und Kreislauforientierung, mehrperspektivisches Denken)

Den Kernkompetenzen sind in jedem Unterrichtsgegenstand meist zwei bis drei transversale Kompetenzen zugeordnet, die in diesem Bereich besonders fokussiert werden. Jede transversale Kompetenz ist wiederum mehreren Kernkompetenzen bzw. mehreren Unterrichtsgegenständen zugeordnet, da sie in unterschiedlichen Kontexten erworben werden muss, um von einer nachhaltigen Aneignung ausgehen zu können. Im Rahmen jeder Kernkompetenz werden auch weitere transversale Kompetenzen angesteuert, die nicht explizit vorgegeben sind.

Orientierungs- und Handlungskompetenzen

  • Orientierungskompetenzen ermöglichen es, Situationen begrifflich zu durchdringen und zu analysieren, Zusammenhänge zu erkennen und Entscheidungen zu treffen.
  • Handlungskompetenzen beschreiben ein spezifisches Können (Planen, Ausführen, Evaluieren) samt entsprechender Motivation, wodurch Ist- in Sollzustände überführt werden. Beide Kompetenzen sind für einen ganzheitlichen Kompetenzaufbau erforderlich.
  • Orientierungs- und Handlungskompetenzen sind so gewählt, dass der Sinn der Lernanstrengung vermittelt und die Basiskompetenzen sowie die Vernetzung gefördert werden.

IV. ALLGEMEINE DIDAKTISCHE GRUNDSÄTZE

  • Der Aufbau transversaler Kompetenzen hat zentralen Stellenwert.
  • Kompetenzen sollen systematisch, vernetzend und nachhaltig aufgebaut werden.
  • Der Entwicklung personaler und sozialer Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler soll besondere Beachtung geschenkt werden.
  • Sprachkompetenz, insbesondere in der Unterrichtssprache, ist Basis für Lernprozesse in allen Unterrichtsgegenständen. Um sprachliche Hürden abzubauen und Fachinhalte effektiv vermitteln zu können, soll der Unterricht sprachsensibel durchgeführt werden.
  • Die Verwendung Content and Language Integrated Learning (CLIL) soll im Unterricht unter Einbindung von Elementen der Fremdsprachendidaktik im definierten Stundenausmaß erfolgen.
  • Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf interkulturelles Lernen, um die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zur sozialen Interaktion mit Angehörigen anderer Kulturen zu verbessern.
  • Der Einsatz digitaler Medien in allen Unterrichtsgegenständen sowie MINT-Kompetenzen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sollen am neuesten Wissenstand ausgerichtet werden. Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) sind zu berücksichtigen.
  • Um eine praxisorientierte Wirtschaftskompetenz zu erreichen, sollen Kooperationen mit Wirtschaftspartnern angestrebt werden.
  • Nachhaltigkeit findet sich als Querschnittsthema in allen Unterrichtsgegenständen, wobei auch die – abhängig von der Schulart – branchenspezifisch erforderlichen Green Skills thematisiert und sichtbar gemacht werden sollen.
  • Bildungs- und Karrieremöglichkeiten sollen als Querschnittsthema in allen Unterrichtsgegenständen behandelt werden.

 

 

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